Naturkatastrophen wie Erdbeben, Tsunamis oder Hurrikanes können in einer Minute eine gesamte Bevölkerung überwältigen. Tausende Menschen können verletzt oder durch den Verlust von Familienmitgliedern, Freunden und Zuhause traumatisiert zurückbleiben. Sauberes Wasser, medizinische Versorgung und Fortbewegungsmittel reichen nach solchen Katastrophen oft nicht aus. Schnelles medizinisches Eingreifen und koordinierte Notfalleinsätze sind absolut notwendig, um den Überlebenden zu helfen
Ganz gleich, ob es sich um große Katastrophen oder lokale Ausnahmesituationen handelt, MSF verfügt über ein Netz von Mitarbeitern und Lieferanten in der ganzen Welt, die es ermöglichen schnell einzugreifen. Nach dem Erdbeben in Haiti, konnten wir den ersten Patienten innerhalb drei Minuten versorgen. Mit über 40 jähriger Erfahrung, wissen wir, wie in komplizierten Notsituationen vorgehen. Wir entsenden erprobtes medizinisches Personal, Logistiker, Experten für Wasser und Abwässer in die Krisengebiete. In den letzten Jahrzehnten haben wir ein System für logistischen Hilfe entwickelt und ein großes Pool von erfahrenen MSF Helfern, das schnell eingreifen kann.
Fast 90% unserer Mittel kommen aus privaten Spenden, das verleiht MSF ein hohes Maß an Unabhängigkeit. Deshalb können wir sofort handeln, ohne von Lobbys in Regierungen oder Institutionen abhängig zu sein. Nur wenn es um sehr große Katastrophen geht, bitten wir um extra Mittel und Spenden von der Öffentlichkeit. Das Erdbeben von 2012 in Haiti war bisher unsere größte Herausforderung. Es starben 220 000 Menschen, 1,5 Millionen verloren ihr Zuhause. 60% der Gebäude, darunter zwei MSF Krankenhäuser wurde zerstört.
Wir reagierten, indem wir Tausende Helfer anheuerten, zumeist Haitianer, die in 26 medizinischen Hilfsstationen, unter anderem in einem aufblasbaren Krankenhaus auf einem Fußballfeld arbeiteten. In 10 Monaten behandelten wir 350 000 Patienten, führten 16 000 Operationen durch und, als Cholera ausbrach, behandelten wir 60% der Fälle weltweit. Haiti lehrte uns auch, dass die Antwort auf eine Naturkatastrophe oft mehr als nur Krisenintervention bedeutet. Die erste Phase, in der wir chirurgische, medizinische und psychologische Hilfe sowie Nahrung, Unterkunft und Wasser brachten, war relativ kurz. Langfristig ging es für uns darum, der Verbreitung von ansteckenden Krankheiten einzudämmen oder zu verhindern, das Gesundheitssystem wiederherzustellen und den Menschen zu helfen, die ihr Zuhause verloren hatten und in Notunterkünften lebten.
Notfallbereitschaft
Weil wir bereits Projekte in über 70 Ländern betreuen, verfügen wir oft über Helfer vor Ort, wenn es zu einer Naturkatastrophe kommt. Sie werden von Notfallteams unterstützt, die permanent im Hauptsitz einsatzbereit sind und die darauf spezialisiert sind, die Lage schnell zu beurteilen und einzugreifen.
Medizinisches und logistisches Material liegt in der Form von einsatzbereiten abgepackten Kits in Lagern an strategischen Standorten bereit. Erfahrenes Personal, das bereit ist, alles liegen und stehen zu lassen, um im Katastrophengebiet zu arbeiten, bedeutet, dass MSF schnellstens bei den Menschen sei kann, die uns nötig haben. Dringende medizinische Notfälle können nicht warten.
Finanzierung von Sofortmaßnahmen
Als Organisation sind wir auf die große Unterstützung, die wir durch Spenden bekommen, stolz. Die Gelder kommen aus regelmäßigen Spenden, die wir von Hundertausenden von Menschen in der ganzen Welt bekommen, die uns jeden Monat einen Beitrag schicken. Das gibt uns Flexibilität und Bargeld, damit wir schnell in Notfällen handeln können, ohne erst bei jeder Krise eine Spendenaktion starten zu müssen.
Es ist selten, dass wir die Öffentlichkeit um Gelder für eine bestimmte Krise bitten – wir überlegen uns das genau, denn wir wollen sicher gehen, dass wir nur die Gelder, die wir tatsächlich benötigen, sammeln. Wir berechnen genau, was wir brauchen und was gespendet werden kann.
In einer Notlage ist dies nicht leicht und manchmal irren wir uns. Im Falle von Haiti z. B. haben wir weitaus mehr ausgegeben als wir veranschlagt hatten. Aber unsere Geldgeber können sich darauf verlassen, dass wir es uns gut überlegen, bevor wir um zusätzliche Mittel bitten. Tun wir es, ist es, weil die Notlage es verlangt.