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Jemen

Schwere Kämpfe behindern Zugang zu medizinischer Versorgung in der Stadt Tais

Ein zweijähriger Junge mit einer Verletzung im MSF Traumazentrum in Tais. Seine Familie musste fast drei Stunden lang fahren und unter Beschuss die Frontlinien überqueren, um die Anlage zu erreichen. Jemen. März 2019. © Nuha Mohammed/MSF
Aktuelles 
Nach vier Tagen intensiver Kämpfe hat die Bevölkerung der jemenitischen Stadt Tais kaum mehr Zugang zu medizinischer Hilfe. Mindestens ein öffentliches Krankenhaus musste geschlossen werden.

    MSF warnt davor, dass Konfrontationen in dicht besiedelten Gebieten schwere Folgen für die Zivilbevölkerung hat. Kranke und Verletzte können nur noch schlecht lebensrettende Hilfe erreichen.

    Wir sind besorgt, dass Verwundete zwischen den Fronten gefangen sind “, sagt Caroline Ducarme, Landeskoordinatorin von MSF im Jemen. „Viele von ihnen sind nicht in der Lage, die Gesundheitseinrichtungen zu erreichen. In der Stadt Tais wurden während der vergangenen vier Tage 49 Kriegsverletzte und zwei Tote in drei von MSF unterstützten Gesundheitseinrichtungen gemeldet. Die tatsächliche Zahl der Verwundeten, die dringend Hilfe benötigt, kennen wir jedoch nicht “.
     
    Es gibt Berichte über ein Krankenhaus, das bei den Kämpfen zerstört wurde. Ein anderes öffentliches Krankenhaus in Tais musste geschlossen werden. Dies macht es noch schwieriger, Zugang zu medizinischer Notfallversorgung zu erhalten. In einem von MSF unterstützten öffentlichen Krankenhaus berichteten medizinische Teams, dass ein schwer verwundeter Patient gewaltsam aus einem Operationssaal gebracht wurde, um ihm so den Zugang zur dringend benötigten medizinischen Versorgung zu verwehren. Das ist inakzeptabel.

    Der Schutz der Gesundheitseinrichtungen im Jemen muss dringend verstärkt werden.
    Caroline Ducarme, Landeskoordinatorin von MSF im Jemen

    Patienten berichten, dass sie aufgrund der Kämpfe und Straßensperren Krankenhäuser nicht erreichen. Außerdem fürchten viele Menschen, dass die Krankenhäuser angegriffen werden und wollen ihre Angehörigen daher nicht dort lassen. Auch das Gesundheitspersonal hat Angst, manche haben ihre Arbeit daher aufgegeben“, sagt Caroline Ducarme.
     
    Am ersten Tag der Kämpfe wurde ein zwei Jahre alter Junge im Trauma-Zentrum von MSF im Bezirk Al Houban in Tais aufgenommen. Er hatte Verletzungen von Granatsplittern im Gesicht. Ein Sprengsatz war in der Nähe seines Hauses in der Altstadt gelandet. Die Familie musste fast drei Stunden lang fahren und unter Beschuss Frontlinien überqueren, um medizinische Hilfe zu erreichen.

    Die internationale Hilfsorganisation fordert alle kriegsführenden Parteien erneut auf, den Schutz der Zivilbevölkerung zu gewährleisten. Kranke und Verwundete müssen medizinische Einrichtungen erreichen können, humanitäre medizinische Versorgung muss in allen Gebieten möglich sein und medizinisches Personal und Gesundheitseinrichtungen müssen geschützt werden.

    MSF in Jemen

    MSF arbeitet im Jemen in 13 Krankenhäusern und Gesundheitszentren und unterstützt mehr als 20 Gesundheitseinrichtungen in 12 Provinzen. Wiederholte Angriffe auf medizinisches Personal und Einrichtungen im vergangenen Jahr haben MSF gezwungen, die Hilfe an mehreren Standorten einzustellen. Seit März 2015 wurden fast 120.000 Kriegsverletzte in von MSF unterstützten Krankenhäusern behandelt.