Landesweit leben tausende Flüchtlinge in Internierungslagern. Andere werden nun schutzlos sich selbst überlassen und damit erst recht der Gefahr von Menschenhandel, Sklaverei und Missbrauch ausgesetzt.
Die Spirale der Gewalt in und um Tripolis eskaliert weiter – zulasten der Zivilbevölkerung. Auch in bewohnten Gebieten gibt es willkürliche Bombardierungen, Feuergefechte und Luftangriffe. Besonders gefährdet sind auch jene Flüchtlinge, Migrantinnen und Migranten die in Internierungslagern der libyschen Hauptstadt eingesperrt sind. Einige dieser Lager liegen an oder in unmittelbarer Nähe zu den Frontlinien.
„Kein sicherer Ort“
Libyen ist kein sicherer Ort für Flüchtlinge, Migrantinnen und Migranten. Abgesehen von der zusätzlichen Gefahr durch die Kampfhandlungen drohen ihnen Gewalt, Missbrauch, Zwangsarbeit und Sklaverei. Die Europäische Union kann nicht länger so tun, als ob sie in Libyen in Sicherheit wären. Wir fordern die sofortige Evakuierung dieser besonders schutzbedürftigen Menschen.
UNHCR-Schätzungen zufolge werden in Libyen 4.500 Flüchtlinge, Migrantinnen und Migranten in zahlreichen Haftanstalten interniert. Teams von Ärzte ohne Grenzen haben eingeschränkten Zugang zu einigen dieser Lager, um den Gefangenen mit medizinischer wie psychosozialer Ersthilfe, Medikamenten, Lebensmitteln und Trinkwasser zu helfen.
Trügerische „Freiheit“
Viele der Internierten wurden von der libyschen Küstenwache im Mittelmeer aufgegriffen und gewaltsam zurückgebracht. In Folge der Gewalteskalation in und um Tripolis sind die Milizen dazu übergegangen, einige der Aufgegriffenen nicht mehr in Internierungslager zu bringen, sondern sie in Tripolis „freizulassen“. Für die Betroffenen ist das keineswegs eine Verbesserung. Vielmehr werden sie mitten im Konfliktgebiet schutzlos der Gefahr von Menschenhandel, Missbrauch, Sklaverei und schwerer Gewalt ausgesetzt.