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Bangladesch

Rohingyas-Flüchtlinge in Bangladesch: eine Ethnie am Abgrund

Pressemitteilungen 

    Seit dem 25. August sind infolge der Gewalttaten der Armee von Birma im Rakhaing-Staat über 600.000 Rohingyas von Myanmar nach Bangladesch geflohen. Sie kommen zu den 307.500 Flüchtlingen hinzu, die bereits in den Flüchtlingslagern des Bezirks Cox’s Bazar im Südosten von Bangladesch leben. Die Camps sind überfüllt und die Lebensbedingungen schwierig.

    So wie die Flüchtlinge über die Grenze nach Bangladesch kamen - innerhalb drei Monaten kamen über 600.000 - sind in Windeseile Flüchtlingslager entstanden. Die Rohingya haben sich mit dem Wenigen beholfen, was sie bei der Flucht mitnehmen konnten und dem, was sie vor Ort fanden. Rasch vermehrten sich die Unterstände (aus Bambus und Plastikplanen), eng aneinandergereiht, auf den Hügeln, wo die ständige Gefahr besteht, dass der Boden ins Rutschen gerät und sich nur schwer adäquate Wasserversorgungs- und Sanitäreinrichtungen schaffen lassen. Dadurch steigt natürlich auch die Gefahr der Ausbreitung von Krankheiten.

    Tausende von Löchern haben die Rohingyas gegraben. Das Problem ist, dass sie nicht tief genug sind. „Die sanitäre Situation in den Camps muss dringend verbessert werden, um die Gefahr zu verringern, dass durch verunreinigtes Wasser Krankheiten, z.B. wässrige und blutige Durchfälle, entstehen, wie wir sie bereits behandeln mussten“, erklärt Paul Delaunois, Direktor von MSF Luxemburg. Eine der Lösungen zur Vermeidung der Verunreinigung des Oberflächenwassers mit Fäkalien sind tiefe Bohrungen und die Suche nach Wasser in Tiefen von mehr als 100 m.

    In der ersten Zeit mussten die Rohingyas sich um das Nötigste kümmern, die Lösungen zur Herstellung von Latrinen stoßen aber an Grenzen. Es sind zu wenige, viele funktionieren nicht, sie sind voll und laufen über. Die Exkremente laufen die Hügel hinunter und gelangen ins Grundwasser. Nach Aussage der Mitarbeiter von MSF, die sich um die hygienischen Verhältnisse kümmern, sind fast 40 % der Brunnen verseucht. Die Vermeidung der Ausbreitung von Krankheiten lässt die Notwendigkeit der Verbesserung der Sanitärbedingungen noch dringlicher erscheinen.

    In den medizinischen Versorgungseinrichtungen beobachten die MSF-Mitarbeiter bereits einen hohen Prozentsatz an Durchfall- und Hauterkrankungen sowie Atemwegsinfektionen. Noch beunruhigender ist aber, dass bereits über 1.500 Fälle von Masern, insbesondere bei Kindern, festgestellt wurden. Daran sind der mangelhafte Zugang zu Routineimpfungen in Myanmar sowie die schlechten Lebensbedingungen in den Camps zu erkennen.

    Die Rohingyas, die nach Bangladesch kommen, erzählen unseren Mitarbeitern von Gewalttaten der burmesischen Armee. Seit dem 25. August hat MSF 78 Überlebende sexueller Gewalt in der Abteilung zur Behandlung von Opfern sexueller Gewalt und Schwangeren von MSF in Kutupalong behandelt. 50 % der Überlebenden sind unter 18 Jahren, davon sind einige noch keine zehn Jahre alt.

    Um dem massiven Zustrom von Flüchtlingen zu begegnen, hat MSF seine Bemühungen erheblich verstärkt, was dank der 2.300 Menschen möglich war, die im Bezirk Cox's Bazar arbeiten. Von MSF wurden 15 Krankenstationen und zwei mobile Kliniken eingerichtet, um dem Bedarf der Bevölkerung im Bereich der gesundheitlichen Erstversorgung gerecht zu werden, sowie 3 Krankenhäuser.  Seit Ende August wurden über 70.000 Patienten von den MSF-Teams behandelt.

    Trotz einiger Verbesserungen wie dem Bau von Straßen, dem Aufbau von Aufnahme- und Transitlagern, vermehrten Hilfeleistungen und einer breit angelegten Impfkampagne gegen Masern, sind wir immer noch sehr beunruhigt.

    „Trotz einiger Verbesserungen wie dem Bau von Straßen, dem Aufbau von Aufnahme- und Transitlagern, vermehrten Hilfeleistungen und einer breit angelegten Impfkampagne gegen Masern, sind wir immer noch sehr beunruhigt. Wenn sich die Situation nicht weiter verbessert, wird der Notstand im Gesundheitswesen, mit dem wir konfrontiert sind, dramatisch eskalieren“. Deshalb müssen weiterhin Maßnahmen ergriffen werden, um die Lebensbedingungen der Rohingya-Bevölkerung in den Camps zu verbessern," erklärt Paul Delaunois.

    Diese humanitäre Krise wurde von der World Health Organization (WHO) auf Stufe 3 (höchste Stufe) eingestuft. Aktuell benötigen 1,2 Mio. Menschen gesundheitliche Hilfe in dieser Zone. Die Rohingyas dürfen von der internationalen Gemeinschaft nicht allein gelassen werden.

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