Seit dem Ausbruch, zwischen dem 4. April und dem 21. Mai, zeigten 58 Menschen Symptome des Hämorrhagischen Fiebers. Bei 28 von ihnen ist das Ebola-Virus nachgewiesen worden. Bislang gab es 27 Tote. Insgesamt könnten 628 Menschen Kontakt zu den Personen gehabt haben, bei denen das Virus bisher nachgewiesen wurde. Sie stehen derzeit unter Beobachtung.
„Dies ist der neunte Ebola-Ausbruch im Kongo in den letzten vierzig Jahren. Bisher sind alle in sehr isolierten Regionen aufgetreten, wie letztes Jahr in Likati. Dadurch hat sich die Epidemie nie weit verbreitet“, erläutert Paul Delaunois, Generaldirektor von MSF Luxemburg. „Das hat sich mit dem aktuellen Fall in Mbandaka nun geändert. Die Situation ist besorgniserregend, da die Krankheit eine urbane Gegend mit mehr als einer Million Einwohnern erreicht hat, und Mbandaka ist eine der wichtigsten Hafenstädte am Fluss Kongo.“
Es darf nicht vergessen werden, dass die Sterblichkeitsrate bei Ebola potenziell äußerst hoch ist. So können bei bestimmten Ebola-Epidemien bis zu 90 % der an dem Hämorrhagischen Fieber erkrankten Personen sterben. Zumal sich auch die speziellen Behandlungen und Impfstoffe, die während der Ebola-Epidemie in Westafrika von 2014 bis 2015 getestet wurden, noch in der Entwicklungsphase befinden.
Um die Epidemie und die Gefahr der Ausbreitung so effizient wie möglich einzudämmen, hat MSF seine Hilfeleistungen in den betroffenen Gebieten ausgebaut. MSF-Notfallteams sind vor Ort und haben im größten Krankenhaus von Mbandaka und in der Klinik in Bikoro eine Isolationszone errichtet (fünf Betten in Mbandaka und zehn in Bikoro). Die Teams bauen darüber hinaus zwei Ebola-Behandlungszentren mit jeweils zwanzig Betten auf. Vergangene Woche wurden 50 Tonnen Hilfsgüter nach Mbandaka geschickt: medizinische Kits, Schutz- und Desinfektions-Kits, Logistik- und Hygiene-Kits, schmerzlindernde Medikamente usw. Zu dem Personal von MSF vor Ort gehören sehr erfahrene Experten, die sich umfassend mit dieser Krankheit auskennen.
„Es ist nun ganz entscheidend, die eventuellen Fälle zu lokalisieren, um ein genaueres Bild von der Verbreitung in Mbandaka und den betroffenen Gebieten zu erhalten. Die Bemühungen zur Verbesserung der Identifizierung und Behandlung der Personen, die mit den Kranken in Berührung gekommen sind, spielen eine wesentliche Rolle, damit die weitere Ausbreitung der Epidemie verhindert werden kann.“ Um dies zu erreichen, „arbeiten wir eng mit dem Gesundheitsministerium und anderen Organisationen vor Ort zusammen, damit eine koordinierte, angemessene und schnelle Reaktion erfolgt, durch die die Übertragung von Ebola gestoppt werden kann“, ergänzt Paul Delaunois.
Darüber hinaus arbeiten MSF und sein Forschungs- und Epidemiologie-Zentrum (Epicentre) eng mit dem Gesundheitsministerium und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zusammen, um eine erste Phase der Impfung gegen Ebola einzuleiten, in der ein experimenteller Impfstoff (rVSVDG-ZEBOV-GP) verabreicht werden und damit eine zusätzliche Maßnahme zur Eindämmung der Epidemie umgesetzt werden soll.
Damit jedoch die Epidemie tatsächlich effizient bekämpft werden kann, muss die Reaktion all die grundlegenden Maßnahmen umfassen, die bei einem Einsatz gegen Ebola wichtig sind, das heißt die schnelle Isolierung und Behandlung der Patienten, die Überwachung der Epidemie, um neue Fälle zu lokalisieren oder neue Übertragungsgebiete zu identifizieren, die Identifizierung und Behandlung von Personen, die Kontakt mit Ebola-Infizierten hatten, die Sensibilisierung der Bevölkerung hinsichtlich der Krankheit, Einführung strenger Richtlinien zum Schutz medizinischer Einrichtung und des Gesundheitspersonals und das Werben für die Anwendung von Sicherheitsregeln zur vorübergehenden Änderung kultureller Verhaltensweisen bei Begräbnissen (da bei einer Bestattung das Virus von dem Verstorbenen auf die Trauernden übertragen werden kann, wenn es zu direktem Kontakt kommt).
„Die Ebola-Epidemie, die Westafrika 2014-2015 traf, hat uns eine ganz entscheidende Sache gelehrt. Um eine Epidemie erfolgreich einzudämmen, muss man bis zum Ende wachsam sein und dafür sorgen, dass alle erforderlichen Maßnahmen ergriffen werden. Eine zu vernachlässigen, kann bereits schwerwiegende Konsequenzen haben. Denn wird Ebola übertragen, bleibt das Virus eine der weltweit tödlichsten Krankheiten“, mahnt Paul Delaunois abschließend.
Die Teams von MSF sind sofort aktiv geworden, um mit ihrem Einsatz dazu beizutragen, diese Epidemie zu stoppen.
Wenn Sie sie bei diesem dringlichen Noteinsatz gegen Ebola unterstützen möchten,
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*Falls die finanziellen Ressourcen über den operativen Bedarf hinausgehen sollten, können wir die erhaltenen Mittel anderen Notfallprojekten zuweisen.
Titelfoto: Die Teams von MSF bereiten sich in der Isolationszone der Klinik in Mbandaka vor. © Louise Annaud/MSF