„Es müssen dringend mehr Schutzkleidung und Covid-19-Tests in den Jemen importiert werden, sowohl für das Gesundheitssystem als auch für humanitäre Organisationen“, sagt Caroline Seguin, Leiterin von Projekten von Ärzte ohne Grenzen/ Médecins Sans Frontières (MSF) im Jemen. „Die verschiedenen jemenitischen Behörden müssen auch die Einreise von wichtigem medizinischem und nichtmedizinischem Personal internationaler Organisationen erlauben.“ Alle Länder müssten dazu beitragen, humanitären Helfern die Reise ins Land zu erleichtern.
„Wir haben zwar das Glück, dass 90 Prozent unseres Personals Jemeniten sind, aber zusätzliche Unterstützung in den kommenden Wochen und Monaten wird für eine ohnehin schon stark überforderte Belegschaft von entscheidender Bedeutung sein“, sagt Seguin. Alle Mitarbeiter, die in das Land einreisen, würden als Vorsichtsmaßnahme 14 Tage lang unter Quarantäne gestellt.
Die Teams von MSF haben die Behörden in Aden und Sanaa bei der Einrichtung von Covid-19-Behandlungszentren in beiden Städten unterstützt. Davon abgesehen aber gibt es im Land kaum einsatzbereite Einrichtungen und nur sehr geringe finanzielle Mittel, um medizinisches Personal zu bezahlen. Die wenigen Krankenhäuser und Gesundheitszentren geraten schnell an ihre Grenzen und haben zudem keinerlei Möglichkeit, besonders schwer an Covid-19 erkrankte Patienten intensivmedizinisch zu behandeln.
Die Krankheit könnte sich im Jemen sehr schnell ausbreiten, insbesondere in den Städten und in überfüllten Lagern für Vertriebene. In ländlichen Gebieten, in denen es kaum Gesundheitseinrichtungen gibt, wären Tests, Kontaktverfolgung, Isolierung und andere Maßnahmen gegen die Ausbreitung von Covid-19 sehr schwierig.