„Das Jahr 2019 stand im Zeichen des 20-jährigen Jubiläums der Verleihung des Friedensnobelpreises an MSF. Zwanzig Jahre nach dem Erhalt dieser Auszeichnung hallen die Worte der Rede, die Dr. James Orbinski vor dem Nobelkomitee hielt, noch immer nach: ‚Unsere Teams und freiwilligen Helfer arbeiten mit Menschen, deren Würde tagtäglich verletzt wird. Unsere Freiwilligen engagieren sich aus freien Stücken, um unsere Welt ein bisschen erträglicher zu machen. Ihre Taten kann man wie folgt zusammenfassen: Es handelt sich um Menschen, die anderen Menschen helfen, wenn diese gerade mit größten Schwierigkeiten konfrontiert sind. Mit einem Pflaster, einer Naht, einer Impfung ... Sie erzählen außerdem, was sie in den Ländern, in denen wir tätig sind, beobachten.‘ Auch 2019 haben die Teams von MSF unermüdlich gearbeitet, um den Bedürftigsten unter uns zur Seite zu stehen“, erklärt Dr. Guy Berchem, Präsident von MSF Luxemburg.
Die Teams von MSF waren 2019 mit etwa 65.000 Mitarbeitern in 72 Ländern tätig. 80 % von ihnen wurden zur Sicherstellung medizinischer und humanitärer Unterstützung in Krisensituationen vor Ort rekrutiert: Dabei handelte es sich insbesondere um kriegsbedingte Gewaltausbrüche – so zum Beispiel den Jemen, wo der Zivilbevölkerung nach fünf Jahren Krieg keine Zufluchtsorte mehr bleiben, – den Ausschluss von Gesundheitsdienstleistungen – wie in Libyen, wo in Haftanstalten festgehaltene Migranten immer größerem Leid ausgesetzt sind, – extreme Migrationsströme – wie auf dem amerikanischen Kontinent, wo Tausende Einwohner Zentralamerikas durch die Einwanderungspolitik in einer Falle sitzen, – und Naturkatastrophen – wie in Mosambik nach den durch zwei Zyklone verursachten Verwüstungen.
Jemen: medizinische Versorgung während eines bewaffneten Konflikts
Der verheerende Krieg, der seit fünf Jahren im Jemen wütet, scheint keinen Ausweg zu haben. Die jemenitische Bevölkerung stirbt aufgrund des Zusammenbruchs der Wirtschaft und dem in Trümmern liegenden Gesundheitssystem weiterhin an vermeidbaren Krankheiten. Unsere Teams geben alles, um in diesem unsicheren Kontext mit beschränktem Zugang zu medizinischer Versorgung Hilfe zu leisten.
Mosambik: Unterstützung nach Naturkatastrophen
Mosambik wurde zwischen März und April 2019 gleich von zwei tropischen Wirbelstürmen (Idai und Kenneth) heimgesucht. Dies hat verheerende Folgen für das Land, dessen Gesundheitswesen ohnehin schon vor großen Herausforderungen steht. Nach dem ersten Zyklon wurden etwa 80 % der Stadt Beira beschädigt oder zerstört. MSF organisierte daraufhin einen umfangreichen Einsatz, um der Bevölkerung eine medizinische Versorgung zur Verfügung zu stellen. Weitere Aktionen waren Maßnahmen zur Wasserversorgung und Abwasserreinigung, der Wiederaufbau der zu Schaden gekommenen Sanitäreinrichtungen sowie die Unterstützung der lokalen Behörden bei der Eindämmung einer Cholera-Epidemie insbesondere durch die Durchführung von Impfkampagnen.
Libyen und Amerika: Hilfe für Migranten und Asylsuchende
Die Einwanderungs- und Asylpolitik der verschiedenen Länder trägt zu einer steigenden Vulnerabilität der Migranten bei. So sitzen beispielsweise Tausende Menschen aus Zentralamerika in einer Falle: Sie sind aufgrund der Gewalt aus ihren Ländern (El Salvador, Honduras und/oder Guatemala) geflohen und sind nun gezwungen, auf ihrem Weg in die USA, der weltgrößten Migrationsroute, in noch präkereren und gefährlicheren Bedingungen, in denen sie oft ihr Leben aufs Spiel setzen, zu überleben. Gleiches gilt für die in Libyen festsitzenden Einwanderer, wo die Gewalt stetig zunimmt. Auf den immer gefährlicher werdenden Migrationsrouten wird jeder zu einer potenziellen Zielscheibe. Die chaotische Lage, die seit 2014 in Libyen herrscht, bietet die besten Bedingungen für eine Kriegswirtschaft, die auf Plünderung und illegalen Aktivitäten wie Erdölhandel, Waffenhandel und Menschenhandel basiert.
Die Teams von MSF bieten diesen äußerst bedürftigen Menschen eine medizinische Versorgung und kümmern sich auch um Personen mit schweren psychischen Störungen. Die Schwierigkeiten während der Flucht, die Entwurzelung über einen längeren Zeitraum und die ungeeigneten Lebensbedingungen sind nämlich auch mögliche Ursachen psychischer Störungen.
Tätigkeiten von MSF Luxemburg
Auch 2019 stellte MSF Luxemburg insbesondere mit seiner in Luxemburg ansässigen operationellen Forschungseinheit LuxOR Innovation in den Mittelpunkt. Diese ermöglicht es MSF, die Leistungsfähigkeit seiner Programme zu verbessern, die Umsetzbarkeit neuer Strategien und/oder Einsätze zu bewerten und für Änderungen in den Bereichen Gesundheitspraxis und Gesundheitspolitik zu plädieren.
2019 hat LuxOR an der Veröffentlichung von 77 Artikeln in renommierten wissenschaftlichen Zeitschriften mitgewirkt und dabei 13 Thematiken abgedeckt und mehr als 65 Forschungsprojekte unterstützt. Zur Stärkung der Kompetenzen des medizinischen Personals hat die Forschungseinheit ebenfalls sechs Ausbildungsprogramme für operationelle Forschung unterstützt, an denen 42 Personen in Kenia und Luxemburg teilgenommen haben.
Unterstützung durch unsere Spender und Spenderinnen
Dank der Großzügigkeit der Luxemburger Bevölkerung konnten die Teams von MSF ungebremst arbeiten. Im Jahr 2019 unterstützten die Luxemburger Spender die Tätigkeiten von MSF mit einer Gesamtsumme von 7,3 Millionen Euro. „Wir danken ihnen für ihre Großzügigkeit, durch die wir unsere Unabhängigkeit wahren und weiterhin dort behandeln können, wo der Bedarf am größten ist“, erklärt Dr. Guy Berchem.
„Auch 2020 werden wir vollen Einsatz zeigen, um bedürftige Menschen bestmöglich zu versorgen, anfällige oder vom Krieg geschwächte Gesundheitssysteme vor dem Hintergrund einer möglichen Ausbreitung von Covid-19 zu unterstützen und den Fortbestand einer allgemeinen medizinischen Versorgung in mehr als 70 Ländern sicherzustellen“, schließt Dr. Guy Berchem ab.
Tätigkeitsbericht 2019 MSF Luxemburg
Die Teams von MSF waren im Jahr 2019 in 72 verschiedenen Ländern tätig, um angesichts des schwierigen Zugangs zu medizinischer Versorgung für bedürftige Menschen Abhilfe zu schaffen.